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10. September 2000: Tag des offenen Denkmals


Am Sonntag, dem 10. September 2000, fand im Rahmen der "Eurtopean Heritage Days" bundesweit der "Tag des offenen Denkmals" statt. In ganz Deutschland standen an diesem Tag zahlreiche Bau- und Kulturdenkmäler, historische Eisenbahnstrecken und diverse anderen Sehenswürdigkeiten zur Besichtigung offen - leider aber überwiegend nur an diesem einen Tag, nicht für einen längeren Zeitraum. So musste man sich entscheiden, was man sehen wollte.

Ich habe mich an diesem Tag auf mein Fahrrad geschwungen und die Dortmunder Baudenkmäler besucht, die man sonst nicht zu sehen bekommt. In Dortmund stand unter dem Titel "Metamorphosen: Die Zukunft alter Industrieanlagen". Gerade das Ruhrgebiet hat durch seine Historie im Bereich der Kohlförderung und der Stahlverarbeitung zahlreiche Industriedenkmäler zu bieten, die aber meistens der Öffentlichkeit nicht zugänglich sind.

Die hier wiedergegebenen Photos sind eine Auswahl der Aufnahmen, die ich am 10. September gemacht habe. Sicherlich werde ich demnächst in "Mein Dortmund" auch noch mehr zu den verschiedenen Dortmunder Baudenkmälern schreiben und abzubilden. Hier habe ich es mir aber erst mal einfach gemacht und diese Seite als chronologischen Erlebnisbericht des Denkmaltags gestaltet. Auch so sind bereits eine Menge Photos enthalten - es wird daher wohl einen Moment dauern, bis Sie die Seite vollständig mit allen Bildern auf dem Monitor sehen.

 

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ca. 10:30 Uhr: Kurzer Stopp an der Immermannstraße im Norden der Dortmunder Innenstadt. Hier befindet sich das 1915 errichtete Straßenbahndepot, das bis 1995 als zentrale Werkstätte der Dortmunder Stadtwerke (Verkehrsbetriebe) genutzt wurde.

Teile des Geländes wurden danach für Wohnbebauung verwendet, die meisten der alten Hallen dienen dagegen heute als Kulturzentrum.

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ca. 11:00 Uhr: Besuch im Luftschacht "Rote Fuhr". Das an der gleichnamigen Straße bei Dortmund-Lanstrop gelegene Gebäude wurde 1929 über dem bereits vier Jahre vorher zur Verbessung der Wetterführung zu der Schachtanlage Preussen II in Betrieb genommenen Luftschacht erbaut.

Meine Hoffnung, hier auch unterirdische Anlagen zu sehen, wurde leider enttäuscht. Diese sind bereits sämtlich verfüllt, lediglich das oberirdische Bauwerk ist noch erhalten. Diese wurde innen umgestaltet und vom Verein Umweltbildungszentrum als Büro- und Seminarzentrum gestaltet.

Von dem Gebäude aus muß man aufgrund seiner hohen Lage eigentlich eine wunderschöne Aussicht haben. Da das Wetter an diesem Tag aber recht nebelig war, konnte man gerade mal in die unmittelbare Nachbarschaft schauen - dazu gehört z.B. die Einfahrt zur Mülldeponie "Nordost".

ca. 12:00 Uhr: Sicherlich eines der imposantesten Bauwerke auf dieser Tour ist der Greveler Wasserturm, bekannt auch als "Lanstroper Ei". Aufgrund des zunehmenden Wasserbedarfs der Bergwerke und der Notwendigkeit zur Sicherstellung eines ausreichenden Wasserdrucks wurde der Wasserturm zwischen Lanstrop und Grevel 1905 durch die Stahlbaufirma August Klönne errichtet.

Bis 1980 diente er der Wasserversorgung der umliegenden nordöstlichen Stadtteile Dortmunds und der Stadt Lünen durch die Gelsenwasser AG. Dann übernahmen die Dortmunder Stadtwerke AG die Wasserversorgung im gesamten Stadtgebiet Dortmund, also auch in den nordöstlichen Stadtteilen. Auch aufgrund des gesunkenen Wasserbedarfs wurde der Wasserturm dazu nicht mehr benötigt.

Seit nunmehr 20 Jahren wird der Turm deshalb nicht mehr benutzt, auch nicht mehr gepflegt und rostet somit vor sich hin.

Das filigrane und zweckmäßige Stahlgerüst von fast 60 Metern Höhe ist eine weithin sichtbare Landmarke im Dortmunder Norden und steht unter Denkmalschutz - doch dieser Umstand alleine zaubert noch keine Geldmittel zu seiner Instandhaltung herbei.

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Das Bild oben zeigt den Ausblick vom Lanstroper Ei zum Luftschacht Rote Fuhr und der dahinterliegenden Deponie "Nordost". Der Greveler Wasserturm steht auf einer Geländehöhe von 94 Metern ü.NN., so daß man bei fast 60 Metern Bauhöhe auf eine Gesamthöhe von rund 150 Metern ü.NN. steigen kann - und das am Nordrands Dortmund, wo das flache Münsterland beginnt. Bei gutem Wetter soll man deshalb im Norden bis zur Lippe, im Süden zum Ruhrtal blicken können.

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Wenn doch die weite Aussicht an diesem Tag durch das Wetter getrübt wurde, so entschädigte der Blick ins Innere des Wasserbehälters für alles. Ein mühsamer Aufstieg ist es bis ganz oben, denn das "Ei" des Wasserturms ist rund und die Leiter schmiegt sich dieser Form an. So klettert man die letzten Meter fast bauchlings zur Spitze des Turms (siehe Bilder oben).

Beim Anblick von außen kann man sich ausmalen, welche riesigen Ausmaße der stählerne Wasserbehälter haben mag. Doch diese nüchterne Vorstellung ist nichts gegen das selbst Erlebte. In dem dunklen mit Taubendreck und stickiger Luft angefülltem und von der Sonne aufgeheiztem Metallbehälter meint man, den Halt unter den Füßen zu verlieren und ins Bodenlose abzutauchen.

 

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ca. 14:00 Uhr: Ein paar Bilder von unterwegs. Denn endlich habe ich mich vom faszinierenden Lanstroper Ei losreißen können, um entweder als nächstes zum Wasserturm am Heiligen Weg oder zum Hüttenwerk Phoenix zu fahren.

Kurz vor Asseln habe ich eine kleine Verschnaufpause eingelegt. Hier stehen drei Häuser am Wegesrand der Asselburgstraße und vor ihnen befindet sich die Bushaltestelle "Dreihausen". Als Ortsname taucht "Dreihausen" aber in keinem mir bekannten Dortmunder Stadtplan auf. Hingegen gibt es in Lanstrop eine "Dreihausenstraße".

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ca. 15:00 Uhr: Nun bin ich zuerst zum Wasserturm am Heiligen Weg gefahren. Diese Entscheidung erweist sich als goldrichtig, denn im Gegensatz zum vorher von der Stadt Dortmund angekündigten Programm finden im Wasserturm keine stündlichen Führungen statt, sondern ein Zettel in den Fenstern informiert, daß das Betreten des Gebäudes aufgrund der gerade stattfindenden Umbaumaßnahmen nicht möglich sei, die Investoren aber um 15:00 Uhr erscheinen werden, um Fragen zu beantworten.

Als ich kurz vor drei Uhr hier eintreffe, steht schon eine große Menschentraube interessierter Bürger vor dem Haus. Die neuen Besitzer des Wasserturms kommen pünktlich um 15:00 Uhr, nehmen die Besucher kurz in Augenschein und führen dann doch einen Rundgang durch das Gebäude durch.

Im Gegensatz zum Greveler Wasserturm diente der Wasserturm am Heiligen Weg nicht der Trinkwasserversorgung, sondern lieferte Kesselspeisewasser für die Dampflokomotiven der Eisenbahn. In dem Gebäude, das die Deutsche Reichsbahn in der 1920er-Jahren bauen ließ, befanden sich somit nicht nur zwei Wasserbehälter mit je 400 cbm Fassungsvermögen, sondern darunter noch sieben Etagen (einschließlich Erdgeschoß) mit Büroräumen.

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Die Wasserbehälter am Heiligen Weg wurden nicht aus Stahl geformt, sondern aus Beton gegossen und nach oben offen, aber natürlich durch das Gebäude, in dem sie standen, geschützt. Für die zukünftige Nutzung als Vortrags- und Ausstellungsräume sind bereits Türöffnungen in die Betonwände hineingeschnitten worden, so daß man die Behälter bequem betreten konnte.

Aufgrund des fehlenden Lichtes in den Behältern ist leider das einzige Photo daraus, auf dem man halbwegs etwas erkennen kann, das unscharfe Bild oben, was den Blick aus einem Behälter nach oben zum Dach des Gebäudes zeigt.

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ca. 16:00 Uhr: Wenn man kräftig in die Pedale tritt, kommt man in weniger als 10 Minuten vom Heiligen Weg zur Hörder Burgstraße. Diese Eile war auch notwendig, um gegen 16:00 Uhr an einer der stündlich stattfindenden Führungen durch die Hörder Burg teilzunehmen.

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Die Hörder Burg ist das ehemalige Verwaltungsgebäude des Stahlkonzerns Krupp-Hoesch. Erst bei Untersuchungen Anfang des Jahres 2000 wurde festgestellt, daß es sich dabei um die im 13. Jahrhundert vom Grafen von der Mark errichtete mittelalterliche Burg handelt. Bisher hatte man angenommen, daß diese Burg nicht mehr existieren würde und der Industrielle Piepenstock dort im 19. Jahrhundert das Verwaltungsgebäude neu errichtet hätte.

In den Räumen, in denen das ursprüngliche Mauerwerk nicht freigelegt wurde, herrscht noch das Flair eines Bürogebäudes. Aus den Fenstern kann man außerdem einen Einblick in das noch in Betrieb befindliche Werksgelände "Phoenix-Ost" von Krupp-Hoesch erhalten (Bilder unten).

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ca. 17:00 Uhr: Führung durch das Hoesch-Gelände "Phoenix West". Das Werksgelände Phoenix-West des Stahlkonzerns Krupp-Hoesch erstreckt sich entlang der Hochofenstraße zwischen Dortmund-Hörde und dem Rombergpark bzw. dem Stadtteil Brünninghausen.

Die Fläche dieses Hochofenwerks ist mit 110 ha deutlich größer als manche Kleinstadt. Von 1853 bis 1998 wurde in zeitweise bis zu 8 Hochöfen Roheisen gekocht. In den 1950er- und 1960er-Jahren war Dortmund zusammen mit Duisburg einer der wichtigsten Standorte der Schwerindustrie in Deutschland.

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Das Gelände von "Phoenix West" ist wohl für sich gesehen schon einen Tagesausflug wert. So erwies es sich als richtig, den Besuch dieser Attraktion auf das Ende des Denkmaltags zu legen. Denn ohne Zeitdruck habe ich mich noch bis abends um sieben Uhr hier aufgehalten.

Wie eine eigene Stadt präsentiert sich das riesige Areal des Hüttenwerks. Eine eigene Werksfeuerwehr, ein eigenes Straßennetz und entsprechende Beschilderung gab es hier. Die quer durch das Werk führende Hochofenstraße war noch bis nach dem zweiten Weltkrieg eine öffentliche Straße, erst in den späten 1960er-Jahre wurde sie vom Hoesch-Konzern aufgekauft und dem abgeriegelten Werksgelände einverleibt.

Deshalb hat diese werkseigene Straße teilweise noch ihre Bürgersteige und an den abzweigenden Werksstraßen sind zuweilen noch die alten Werkstore erkennbar, wie z.B. auf dem Bild rechts die Pförtnerloge zum früheren Tor 2.

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