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20. September 2002: Wahlkampf-Finale der SPD


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Vom populären Bundeskanzler Willy Brandt soll die Aussage stammen, Dortmund sei die "Herzkammer" der Sozialdemokratie. So ist es denn auch kein Wunder, daß alle 4 Jahre das Wahlkampf-Finale der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) in Dortmund in der Westfalenhalle stattfindet.

Im Wahlkampf 2002 hat die Finalveranstaltung eine besondere Bedeutung: Am 22. September sollte die Bundestagswahl stattfinden und selbst bei der Veranstaltung zwei Tage vorher, am 20. September, gab es noch keine klare Aussage der Meinungsforscher, welche Partei die Wahl gewinnen würde. Dies war einzigartig in der deutschen Nachkriegsgeschichte, denn in den übrigen Wahlkämpfen zeichnete sich vor der Wahl deutlich ab, wer gewinnen würde, so daß es in der Wahl selbst nur noch um die genaue Anzahl der Sitze im Bundestag ging.

Im Bundestagswahlkampf 2002 schien es zunächst so, als würde die CDU/CSU Wahlgewinner werden. Doch im Laufe des Wahlkampfs konnten die Meinungsforschungsinstitute ein Aufholen der SPD in der Wählergunst feststellen, so daß schließlich in der Woche vor der Wahl SPD und CDU/CSU etwa gleichauf lagen und völlig offen war, wer zukünftig Bundeskanzler sein würde: Der amtierende Kanzler Gerhard Schröder (SPD) oder sein Herausforderer Edmund Stoiber (CSU).

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Bekannter Unterstützer von Gerhard Schröder war der Schriftsteller und Nobelpreisträger Günter Grass. Für ihn war der Auftritt in der Westfalenhalle ein besonderes Jubiläum: Auf der Tag genau vor 30 Jahren, also zu Zeiten Willy Brandts 1972, hatte er bereits in der Dortmunder Westfalenhalle für die Wahl der SPD plädiert.

Da Günter Grass 1927 geboren wurde (am 16.10.1927 als Sohn eines Kolonialwarenhändlers in Danzig), hat er das Dritte Reich als Jugendlicher und die gesamte Nachkriegszeit als Erwachsener miterlebt. So hat er ein umfangreiches politisches Wissen und kann viel darüber erzählen und Meinungen oder Geschehnisse in ihrem historischen Kontext begründet.

So erzählt Günter Grass eindrucksvoll, daß er als Jugendlicher zunächst ein Mitläufer bei der Hitlerjugend (HJ) war. Geläutert wurde er durch die Geschehnisse des zweiten Weltkriegs, Anhänger der Sozialdemokratie wurde er unter der Regierung Adenauer, wo er deutlich die Orientierung der CDU/CSU-Politik an den Bedürfnissen der Kapitalwirtschaft, weg von den Belangen der einfachen Menschen, erkannte.

Günter Grass ist natürlich nicht umsonst erfolgreicher Schriftsteller und Nobelpreisträger: Er weiß packend und spannend zu erzählen. Und wie das Photo unten zeigt, lösen seine pointierten Worte auch Heiterkeit und Begeisterung beim Bundeskanzler und dessen Ministerriege aus.

So warnte Günter Grass die SPD-Genossen, daß sie ihrem Parteiprogramm und den Idealen der Sozialdemokratie treu bleiben und immer das Wohl der Menschen als obersten Maßstab sehen sollten. Ansonsten würde er der großte Feind und Kritiker der SPD werden.

Günter Grass kündigte aus, zum Abschluß seines Vortrages ein Gedicht vorzutragen, musste dann nach längerem Absuchen seiner Taschen aber zugeben, daß er den Zettel mit dem Gedicht vergessen hatte.

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Auf dem Bild oben sieht man das Podium genauer: Im weißen Hemd ist rechts Gerhard Schröder zu sehen, Bundeskanzler und Bundesvorsitzender der SPD. Links neben ihm, ebenfalls in weißem Hemd, steht Göran Persson, amtierender Ministerpräsident von Schweden.

Links neben den beiden heben sich in dunklerer Kleidung Mitglieder des aktuellen Kabinetts und Wahlkampfteams ab.

Die zwei Personen rechts im Bild sind Personenschützer. Insgesamt fünf Personen standen mit finsterer Miene aneinandergedrängt im Hintergrund und sahen so aus, als könnten sie sich nicht entscheiden, ob sie auf die Bühne treten sollen (siehe auch die Bilder unten). Sie sind zwar auf der Bühne sichtbar, stehen aber nicht im Licht und verhalten sich so, als hätten sie mit der Veranstaltung nichts zu tun. Als Mutter würde man wahrscheinlich genervt zu seinen Buben sagen: "Nun kommt endlich rein oder geht wieder nach draußen, aber bleibt nicht im Türrahmen stehen!".

Doch wahrscheinlich ist genau diese Position den Bodyguards zugewiesen worden, damit sie von dort sowohl den Kontakt zum Bereich hinter der Bühne haben als auch ständig den Blick auf das Publikum richten können.

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Auch der schwedische Ministerpräsident Göran Persson hielt seine Rede in deutscher Sprache (Bild oben). Schwerpunkt seines Vortrags war die Soziale Gerechtigkeit.

Herausragenden Beifall erhielt Göran Persson, als er betonte, daß Soziale Gerechtigkeit und ein ausreichendes Soziales Netz nicht nur an sich bereits ein wichtiges politisches Ziel ist, sondern daß die aktive Politik für Soziale Gerechtigkeit auch ein wichtiger Baustein für die Bekämpfung rechtsradikaler Tendenzen ist.

Schließlich stellte auch auch Gerhard Schröder, Bundeskanzler und Parteivorsitzender der SPD-Bundespartei, unter Beweis, daß er gut reden kann. Er hielt eine flammende und rhetorisch geschliffene Rede, die sämtliche Felder seiner Politik ansprach und eine Aufbruchstimmung im Sinne von "Willy wählen!" auslöste.

So konnte Generalsekretär und Wahlkampfmanager Franz Müntefering, der eigentlich die Schlußrede sprechen sollte, nichts mehr hinzufügen. Er gab als Schlußwort lediglich noch die Parole aus, diese Aufbruchstimmung hinaus ins Volk zu tragen und der SPD einen Wahlsieg zu beschaffen. So ist es ja dann auch gekommen.   ;-)

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Bild rechts: Günter Grass schenkt Gerhard Schröder seine rote Krawatte.

Presseberichten zufolge war Günter Grass der einzige, dem Rotwein eingeschenkt wurde. Alle anderen Mitglieder des Podiums bekamen Mineralwasser.

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