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05. September 2009: Friedensfest in Dortmund


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Alljährlich zum 1. September wird in Deutschland, und so auch in Dortmund, der Antikriegstag (oder: Friedenstag) begangen. Auf Initiative des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) 1957 eingeführt, erinnert er an den Überfall Nazi-Deutschlands auf Polen am 1. September 1939. Im Jahr 2009 jährte sich dieser Überfall, mit dem Deutschland 1939 den zweiten Weltkrieg begonnen hat, zum 40. Mal.

Da seit einigen Jahren auch die Dortmunder Neonazi-Szene versucht, diesen Gedenktag für sich zu vereinnahmen, riefen in diesem Jahr zahlreiche kommunale und in der Region verwurzelte Unternehmen sowie die Dortmunder Stadtverwaltung zu einem breit angelegten Friedensfest für das auf diesem Gedenktag folgende Wochenende auf.

Während etwa 800 Neonazis nach einem juristischen Kampf durch alle Instanzen bis zum Bundesverfassungsgericht in Dortmund am Hafen weitgehend unter Ausschluß der Öffentlichkeit eine Kundgebung abhalten durften, fanden an zahlreichen Orten in der Innenstadt und einigen Stadtteilen bunte Veranstaltung gegen Fremdenfeindlichkeit, für Integration und gegen Krieg statt.

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Aufgrund der zeitgleich zu den Friedensdemonstrationen in der Stadt befindlichen Neonazis war die Polizei mit einem großen Aufgebot an zahlreichen Stätten im Stadtgebiet präsent.

Einige Demonstranten aus dem politisch linken Spektrum lieferten sich gegen Mittag ein kleines Katz-und-Maus-Spiel mit der Polizei, als sie versuchten, in dem Hauptbahnhof vorzudringen, wo gerade Neonazis von der Eisenbahn in die U-Bahn umstiegen. Beim Versuch, die Polizeiabsperrungen zu umgehen, kam es zu Wettläufen durch die Dortmunder Innenstadt.

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Insgesamt zogen sowohl der Sprecher der Polizei als auch der (noch im Amt befindliche) Oberbürgermeister Dr. Gerhard Langemeyer ein überaus positives Fazit des sehr ereignisreichen Samstags.

Gegen Abend hatte sich schließlich zahlreiche Bürger auf dem Friedensplatz versammelt, um dort einem Konzert beizuwohnen, daß schließlich mit dem Auftritt des international wegen seiner humanitären Aktionen (Band Aid, Live Aid) renomierten irischen Künsters Bob Geldorf und seiner Band endete.

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Eines der von Bob Geldof gespielten Titel war das von ihm 1979 geschriebene Stück "I Don’t Like Mondays", das er mit der irischen Band "The Boomtown Rats" spielte und das ihr größter Erfolg wurde. Darin thematisiert er die Taten der kalifornischen Schülerin Brenda Ann Spencer.

Brenda Ann Spencer war 16 Jahre alt, als sie zu Weihnachten 1978 von ihrem Vater ein halbautomatisches Gewehr (Kaliber 22) geschenkt bekam. Am 29. Januar 1979 erschoß sie mit diesem Gewehr aus dem Fenster ihres Kinderzimmern heraus zwei Menschen. Auf Befragungen nach dem Grund ihrer Tat gab sie immer wieder an, sie hasse Montage, und mit der Tat habe sie sich ein wenig aufmuntern wollen. Sie gab zu Protokoll, sie habe auf die Menschen so wie auf Enten in einem Teich geschossen. Sie hat also offenbar gar nicht wahrgenommen, daß sie Menschen erschossen hat, sondern es war für sie bloßes Spielen mit dem Spielzeug, das sie zu Weihnachten bekommen hatte.

Diese rational nicht nachvollziehbare Tat beschreibt Bob Geldof in seinem Liedtext mit dem Worten "The silicon chip inside her head gets switched to overload" (Der Komputerchip in ihrem Kopf springt auf Überlastung) und "And he can see no reason, cause there are no reasons, what reason do you need to be shown?" (Und er konnte keine Gründe erkennen, denn da waren keine Gründe, welchen Grund erwartest Du?).

Betrachtet man die Rechtsprechung zu diesem Fall, den Bob Geldof in seinem Lied thematisiert, was Bob Geldof im Text leider nicht tut, so bekommt man sehr deutlich das unterschiedliche Gerechtigkeitsempfinden hier in Mitteleuropa und in Nordamerika vorgeführt. Ein Kind von 16 Jahren bekommt von seinem Vater ein halbautomatisches Gewehr geschenkt. Niemand fragt danach, ob überhaupt Privatpersonen Gewehre als Weihnachtsgeschenke bekommen sollen, niemand fragt danach, ob eine 16jährige ein Gewehr in die Hand bekommen soll. Und einen Monat später erschießt diese 16jährige aus Langeweile mit diesem Gewehr zwei Menschen.

Wegen zweifachen Mordes wird das unreife Mädchen zu zweimal 25 Jahren Gefängnis verurteilt. Gefängnisstrafen werden in den Vereinigten Staaten von Amerika grundsätzlich aufsummiert, Strafen aufgrund von Morden in der Regel auch nicht vorzeitig begnadigt. Ein aus der grundsätzlichen Menschenwürde abgeleitetes Recht, daß jeder Mensch das Recht haben muß, in absehbarer Zeit wieder in Freiheit zu leben, kennt man dort nicht, entsprechend auch keine Höchstgrenzen für Haftstrafen, wie wir hier in Deutschland für Jugendliche 10 Jahre.

Die damals 16jährige Schülerin wird also aller Voraussicht nach bis zum 66. Lebensjahr im Gefängnis sitzen. Und das letztlich dafür, daß ihr Vater ihr unbedingt entgegen Vernunft und Verstand ein Gewehr zum Weihnachtsgeschenk machen wollte. Wegen eines Vaters, der Waffen für tolle Geschenke hält, sitzt Brenda Ann Spencer die Lebenszeit, in der andere Menschen studieren, einen Beruf ergreifen, eine Familie gründen, das Leben genießen, hinter Gittern - und nur mit der Perspektive, im Rentenalter wieder freizukommen. Soll sie dann ihr Leben da fortführen, wo sie es im Alter von 16 Jahren unterbrochen hat?

 

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