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Ehemalige Union-Brauerei: Gärbecken


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Unmittelbar am Rand der inneren City, am Westentor, zieht das große Gebäude der Union-Brauerei mit seinem weithin sichtbaren "U" die Blicke auf sich. Dieser Standort, der über ein halbes Jahrhundert lang ein wesentlicher Bestandteil der Dortmunder Bierproduktion war, steht seit 1994 nahezu vollständig leer.

Die Historie des Bierbrauens in Dortmund reicht bis zum Beginn des Mittelalters in das Jahr 1293 zurück, als der Stadt Dortmund die Braurechte verliehen wurden. Im Mittelalter war das Bierbrauen ein Handwerk, das von vielerlei Personen ausgeübt wurde. Erst zum Zeitalter der Industrialisierung und mit Einführung der untergärigen Brauweise (in Dortmund erstmalig 1843 durch Heinrich Wenker praktiziert) fand eine Konsolidierung der Brauereibetriebe statt.

Die Union-Brauerei geht zurück auf das Jahr 1812, als Wilhelm Struck die Brauerei "Zum weißen Pferd" gründete. Ab 1844 betrieb er eine Bäckerei und Schankwirtschaft auf den oberen Westenhellweg. Da der Betrieb gut lief, beteiligte er 1870 Heinrich Leonhard Brügman als Gesellschafter und stelle den Braumeister Fritz Brinkhoff ein. 1872 schließlich musste eine Produktionsstätte außerhalb der Stadtmauern gesucht werden.

Als Geburtsstunde des Namens "Union-Brauerei" kann das Jahr 1873 angesehen werden, als die Brauerei Struck & Co in eine Aktiengesellschaft umgewandelt wurde, um zusätzliche Kapitelgeber zu gewinnen. Am 30. Januar 1873 wurde die "Dortmunder Union-Brauerei Actiengesellschaft" in das Handelsregister eingetragen.

Das markante Sudhaus am Westentor wurde in den Jahren 1926/1927 gebaut und gilt als das erste Hochhaus in Dortmund. Es ist ein Stahlbetonskelettbau, der auf 40 Pfeilern steht. 1968 wurde das große "U" auf dem Dach errichtet.

Bedingt durch den stagnierenden Absatz fand in den 1990er-Jahren wieder eine große Konsolidierung auf dem Dortmunder Biermarkt statt. Die Dortmunder Union-Brauerei gab ihren Standort in der Dortmunder Innenstadt auf und fusionierte mit der Ritterbrauerei in Dortmund-Lütgendortmund. 1994 erfolgte die Zusammenlegung der Produktionsstätten in Dortmund-Lütgendortmund (an der Stadtgrenze zu Bochum) und 1995 wurde die Verlegung des Brauereibetriebs durch die neue Firmierung "Dortmunder Union-Ritter Brauerei GmbH" abgeschlossen. Seit Juli 2002 trägt die Brauerei den Namen "Brauerei Brinkhoff GmbH", der an den Braumeister Fritz Brinkhoff erinnern soll.

Während der Brauereibetrieb nach Lütgendortmund verlegt wurde und in Form einer GmbH betrieben wird, ist die eigentliche Brauereigesellschaft (die Gesellschaft, der die Brauerei gehört) weiterhin eine Aktiengesellschaft. Bereits 1972 fusionierte die Union-Brauerei mit der Schultheiss-Brauerei zur "Union Schultheiss Brauerei AG". Seit 1988 heißt die Gesellschaft "Brau und Brunnen AG", denn sie besitzt inzwischen nicht nur Brauereien, sondern auch Mineralquellen. So gehört z.B. das Sinziger Mineralwasser, was bevorzugt im Rheinland getrunken wird, auch zum Dortmunder Brau-und-Brunnen-Konzern.

 

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Im Februar 2003 (also fast ein Jahrzehnt nach Produktionsende) hatte ich die Gelegenheit, das alte Union-Gebäude zu besuchen und einige interessante Photoaufnahmen aus den verschiedenen Etagen dieses imposanten Hauses zu schießen.

Zwei Etagen waren nahezu vollständig mit Gärbecken genutzt, die nun größtenteils entfernt sind. Während man bei einer produzierenden Brauerei als Besucher nur von oben in die Gärbecken hineinsehen kann, kann man in der ehemaligen Union-Brauerei quasi auf dem Boden der Gärbecken wandern.

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Auf den beiden Bildern oben sieht man recht deutlich, wie die Etagen aufgebaut sind: Es sind gewöhnliche Etagen mit den Betonpfeiler, die das gesamte Gebäude durchziehen, aber in doppelter Geschoßhöhe. Die untere Hälfte des Geschosses, soweit man an den Pfeilern den nackten Beton sieht, war durch die Gärbecken ausgefüllt. Nur die obere Hälfte, in deren Bereich die Pfeiler mit Fliesen verkleidet sind, war die sichtbare Geschoßhöhe.

An einigen der Pfeiler sieht man, daß die Unterkante der Fliesen weiter unten steht als bei anderen. Dies liegt daran, daß der Fußboden der Gänge zwischen den Gärbecken ein wenig niedriger lag als die Oberkante der Becken selbst.

Sehr schön kann man dies auf dem quadratischen Bild unten rechts erkennen: Auf dem Bild sind die Reste zweier Gärbecken. Dazwischen sieht man den Gang zwischen den Gärbecken, unter dem sich ein Hohlraum befindet.

Auf dem Bild unten sieht man ein übriggebliebenen Beckenrand. "Becken 107, Fassungsvermögen 297 hl" ist der Beschriftung zu entnehmen.

 

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Die beiden Photos oben zeigen einen Bereich, in dem die Gärbecken noch größtenteils erhalten sind. Auf dem Bild rechts ist zu erkennen, daß der Hohlraum unterhalb des Ganges, auf ich bei der Aufnahme gestanden habe, ebenfalls als Gang genutzt wird. Denn an der beschädigten Stelle wurde dieser Gang durch zwei Rigipsplatten abgesichert.

Die rosafarbene Nummer 99503 ist nicht etwa das Graffiti eines unbekannten Täters, sondern eine Punktnummer. Das gesamte Gebäude wird derzeit gründlich vermessen, um die notwendige Datengrundlage für die Vorgehensweise beim zukünftigen Umbau des Hauses zu schaffen.

Eingezogene Rigips- und Holzwände findet man in der ehemaligen Union-Brauerei häufiger. So ist auch auf dem großen Bild oben ein aus Spanplatten zusammengebauter weißer Kasten mit Treppen zu sehen. Denn das Gebäude wurde zwar 1994 leergezogen und einiges darin abgerissen, aber danach kamen Dortmunder Künstler auf die Idee, diese Kulisse für eine Austellung zu nutzen. So fand vom 21. August bis 4. Oktober 1998 hier die Ausstellung "Reservate der Sehnsucht" des Dortmunder Medien- und Kunst-Vereins "hARTware projekte" statt. Auf vier Etagen der damals schon seit einigen Jahren leerstehenden Brauerei wurde Werke von insgesamt 32 Künstlern ausgestellt.

Auf dem Boden der oben von mir beschriebenen abgerissenen Gärbecken wurde ein grasähnlicher Filzteppich (der größtenteils noch vorhanden ist) ausgerollt und mit grünem Licht angeleuchtet, um eine unwirkliche Naturlandschaft zu schaffen.

An anderen Stellen wurden große Mauerdurchbrüche geschaffen und wieder verkleidet (Beispiel auf dem Bild unten links), um eine möglichst künstlerische Athmosphäre einer Industrieruine zu erzeugen. Zu den einzelnen Etagen wurden die Besucher mit dem alten Lastenaufzug gebracht.

 

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Bild links: Der alte Lastenaufzug wird mittlerweile aus Sicherheitsgründen nur noch in Ausnahmefällen genutzt. Wer heute durch das Gebäude geht, muß die Treppe benutzen.

Bild unten: Hängengebliebene Beschriftung zu der Installation "ohne Titel" des Aktionskünstlers Mark Formanek.

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Breites Bild unten: Man steht in einer Schuttlandschaft, an der Wand sind im Profil noch die Reste der Gärbecken zu erkennen.

Plötzlich taucht recht eine sauber gezimmerte Holzverkleidung auf. Wie ein Fremdkörper steht sie im Raum.

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