[Diese Seite ist Teil der Homepage www.mein-dortmund.de]

03. März 2001: Kundgebung


 
 Mein Dortmund
(Navigation 2.Ebene)  "Nationaler Widerstd."
(Navigation 3.Ebene)  Der Aufmarsch
(Navigation 3.Ebene)  Demonstration
(Navigation 3.Ebene)  Kundgebung
(Navigation 3.Ebene)  Im Hauptbahnhof
(Navigation 3.Ebene)  Schnappschüsse
(Navigation 2.Ebene)  Über Personen
(Navigation 2.Ebene)  Weitere Links
[Foto:mar-2001-friedhelm-busse.jpg]
[Foto:mar-2001-kundgebung.jpg] [Foto:mar-2001-christian-worch.jpg]

An der Einmündung der Fichtestraße in die Scharnhorststraße fand eine Kundgebung durch Christian Worch (kleines Bild oben), der die Veranstaltung organisiert und angemeldet hat, sowie Friedhelm Busse, dem letzten Vorsitzenden der 1995 verbotenen Freiheitlichen Deutschen Arbeitspartei (FAP), statt.

Der im Februar 1929 geborende Friedhelm Busse ist während der Nazi-Diktatur in Deutschland aufgewachsen und hat sich damit identifiziert. Im Herbst 1944 wurden unter dem Begriff "Deutscher Volksturm" alle waffenfähigen Männer zwischen 16 und 60 Jahren zur Front einberufen. Friedhelm Busse, damals noch 15 Jahre alt, meldete sich aus Überzeugung freiwillig zum Volksturm.

Daß im Grunde der zweite Weltkrieg zum damaligen Zeitpunkt bereits verloren war (nur ein halbes Jahr später beging Aldolf Hitler in Berlin Selbstmord) und die Nazis in einem verzweifelten letzten Aufbäumen nun auch noch Jugendliche und alte Menschen dazu mobilisierten, unter einem euphemistischen Decknamen wie "Volksturm" sich an der Front erschießen zu lassen, wird von Friedhelm Busse auch im Nachhinein nicht erkannt.

So berichtete er im Rahmen der Kundgebung stolz davon, daß er dabei war, als zwei Kameraden wegen Hochverrats erhängt wurden. Diese beiden Soldaten hatten aufgeben wollen und eine weiße Fahne geschwenkt. Sie hatten aber damit keinen Erfolg, sondern wurden von einem eilig einberufenen Kriegsgericht zum Tod durch den Strang verurteilt. Das Urteil wurde unverzüglich vollstreckt. Friedhelm Busse berichtete im Rahmen seiner Rede, im Nachhinein sehe er dieses Erlebte mit zwiespältigem Gefühl: Mit Bedauern und Genugtuung. Genugtuung, daß die Verräter ihre gerechte Strafe erhalten hätten; Und Bedauern, daß er nicht selbst den Galgen habe errichten dürfen.

Man muß sich dies mal auf der Zunge zergehen lassen: Da ist Friedhelm Busse also als Teenager freiwillig in den Krieg gezogen und war beteiligt an der Ermordung von Kameraden, die die Aussichtslosigkeit des Kampfes und die bevorstehende Kapitulation erkannt habe und sich ergeben wollten. Und obwohl bereits wenige Monate später die Realität diesen Kameraden Recht gegeben hat, ist Friedhelm Busse noch heute - über 50 Jahre danach - stolz darauf, als Teenager bei deren Ermorderung dabei gewesen zu sein, verhöhnt er die Menschen, denen es nicht mehr vergönnt war, das Ende der Nazi-Diktatur zu erleben.

Daß Friedhelm Busse zu Recht von 1988 bis zu deren Verbot 1995 Vorsitzender der Freiheitlichen Deutschen Arbeiterpartei (FAP) war, daß er nämlich gut reden kann, stellt er erschreckend unter Beweis: Mit seiner Wortgewandheit und eingestreuten Anekdoten schafft er es, die Zuhörer in seinen Bann zu ziehen und seine nationale Propaganda zu verbreiten.

Teilweise hätte man meinen können, auf einer Art "Comedy-Gala" oder einem "politischen Aschermittwoch" zu sein, wo ein Redner in die Bütt steigt und lustige Reime schwingt. So sprach Friedhelm Busse z.B. davon, daß man gemäß "political correctness" zu einem dunkelhäutigen Menschen nicht mehr "Neger" sagen dürfe, sondern den Begriff "Farbiger" benutzen müsse. Doch aus seiner Drucklehre wisse er, daß das Wort "farbig" etwas ganz anderes bedeute als "schwarz", nämlich "bunt wie ein Regenbogen", was wohl kaum auf einen Menschen zutreffe.

Aus pointierten und witzig anmutenden Anekdoten schafft es Friedhelm Busse, auch die abstrusesten Folgerungen zu ziehen, die sich gegen Ausländer, gegen die aktuelle Staatsform der Bundesrepublik Deutschland und gegen Sozialisten und Kommunisten im Allgemeinen richten.

Auch die notwendigen juristischen Klimmzüge kennt er, um ungestraft in seine Reden mehrfach den Führergruß einbetten zu können: So führt er als Beleg dafür, daß das Dritte Reich wesentlich toleranter und freiheitlicher als die heutige Bundesrepublik gewesen sei, an, daß man damals sich auf der Straße selbstverständlich mit "Heil Hitler" habe grüßen dürfen, während man heute für dieselbe Grußformel zu einer Haftstrafe verurteilt würde.

Alle Personen, die für Völkerverständigung und Integration von Ausländern eintreten, werden von Friedhelm Busse als "Primitivlinge" bezeichnet. Denn Nationalist zu sein, bedeute für ihn "Halte Deine Art rein!" und sei somit ein Grundprinzip der Natur. Auf Personen, die sich daran nicht hielten, seien Begriffe wie "Untermensch" und "Abschaum der Menschheit" zutreffend. Die Lehre des Sozialismus und Kommunismus benennt Friedhelm Busse während seiner Rede immer wieder als "Primitivideologie" und die deutsche Wiedervereinigung 1989 ist für Friedhelm Busse die "Teilvereinigung zwischen Westdeutschland und Mitteldeutschland".

Daß aus einer nationalen Kundgebung etwa Worte des Bedauerns für Übergriffe auf Andersdenkende, für Morde an Ausländern und Schändungen jüdischer Friedhöfe, gesprochen würde, war wohl kaum zu erwarten. Daß die nationalistischen Töne, die angeschlagen werden würden, aber derart extrem sein würden, damit habe ich vorher auch nicht gerecht. Und es erschreckt, daß diese Argumentation, diese menschenverachtende Propaganda offensichtlich auch bei jüngeren Menschen, die das Dritte Reich nicht selbst miterlebt haben, auf fruchtbaren Boden fällt. Friedhelm Busse beendete seine Rede unter großem Applaus der rund 300 anwesenden Zuhörer mit den Worten "Denen [gemeint waren die in Deutschland lebenden Ausländer] gehört hier gar nichts; Hier gehört alles Euch!".

 

[Foto:mar-2001-kundgebung.jpg]


[Abrufstatistik]  Nach oben  Homepage  Impressum & Copyright