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19. Juni 2004: Aufmarsch der "Kameradschaft Dortmund"


In seiner Sitzung vom 09. Oktober 2003 beschloß der Rat der Stadt Dortmund, ein brachliegendes städtisches Grundstück im Stadtbezirk Hörde an den Türkisch-Islamischen Kulturverein zu verkaufen, damit dort eine neue Moschee gebaut werden kann. Bereits seit mehreren Jahrzehnten gibt es in Hörde eine islamische Moschee in einem Wohnhaus an der Hermannstraße, die jedoch für den Ansturm der Gläubigen (laut Berichterstattung des WDR etwa 400 Personen) nicht mehr ausreicht.

Rund 5.000 Quadratmeter werden für das neue türkisch-islamische Gemeindezentrum mit Moschee benötigt, die Stadt Dortmund möchte jedoch das etwa 30.000 Quadratmeter große Grundstück an der Stichstraße "Am Grimmelsiepen" nur als Ganzes verkaufen. Deshalb wird neben der Moschee auch eine kleine Wohnsiedlung mit 54 Eigenheimen sowie Seniorenwohnungen für betreutes Wohnen entstehen.

Dieses Bauprojekt rief schnell Kritiker auf den Plan. Aufgrund der Geschehnisse in der Weltpolitik ist der Islam mittlerweile ein weit verbreitetes Feindbild. So werden Polemisierungen über islamischen Fundamentalismus und ein angeblich entstehendes Hörder Ghetto von vielen Personen unkritisch aufgenommen. Tatsächlich leben Muslime teilweise bereits in dritter Generation in Dortmund-Hörde, sind hier aufgewachsen und empfinden Dortmund als ihre Heimat.

Hausbesitzer befürchten einen Wertverlust ihrer Häuser und damit einhergehend Mietverluste. Rational sind solche Befürchtungen kaum nachzuvollziehen, grenzen doch keine Einzelhäuser an die geplante Siedlung. Das Grundstück in dreieckiger Form wird im Süden begrenzt von der Landstraße "An der Goymark", im Nordwesten von der Hochhaussiedlung Clarenberg, die sich im Besitz der Ruhr-Lippe Wohnungsgesellschaft mbH befindet, und im Nordosten von einer Kleingartenanlage und einem Friedhof.

Die öffentliche Diskussion über das Bauvorhaben und emotional geprägte Ängste gegenüber dem Islam sind auch ein idealer Nährboden für rechtspopulistische und rechtsradikale Tendenzen. Rechte Parteien wie die DVU und die NPD haben den Moscheebau in Hörde als ideales Thema für Wahlkämpfe und ihre Öffentlichkeitsarbeit entdeckt, unterstützt von außerparlamentarischen rechten Gruppen, die sich mit Namen wie "Freie Kameradschaft" oder "Nationaler Widerstand" betiteln.

Für den Samstag, den 19. Juni 2004 hatte die "Kameradschaft Dortmund" unter dem Motto "Nein zu Multikulti" zu einem Demonstrationszug rund um den Wohnpark Clarenberg aufgerufen und zahlreiche rechtesradikale Gruppen mobilisiert. Die örtliche Politik vom Oberbürgermeister Dr. Gerhard Langemeyer über den Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) bis hin zum linken Spektrum antwortete mit einer Gegenkundgebung im Hörder Zentrum (an der Schlanken Mathilde) und anschließendem Demonstrationszug.

Wie bereits in den Jahren 2000 und 2001, als aufgrund des (schließlich gescheiterten) Verfahrens zum Verbot der NPD Demonstrationen rechter Gruppen in Dortmund fast im Monatsrhythmus stattfanden, habe ich auch diesmal das Ziel verfolgt, zu der Demo der Rechten zu gelangen, um deren Auftreten und Parolen zu dokumentieren. Der Demonstrationszug zog ab 12:00 Uhr vom Parkplatz am Goystadion südwärts über die Straße Am Bruchheck, weiter entlang der Landstraße An der Goymark und zurück über die Benninghofer Straße und Am Oelpfad wieder zum Ausgangsort.

Offenbar muß die Parole "Ausländer raus" bei der Genehmigung der Demonstration untersagt worden sein. Denn die Teilnehmer brüllten statt dessen "Ausländer rein, wir sagen Nein!". Des weiteren wurde "Wer Deutschland nicht liebt, soll Deutschland verlassen!" sowie "Deutscher ist nur, wer deutsche Eltern hat!" gerufen.

Auf der Kreuzung der Benninghofer Straße mit An der Goymark fand eine Kundgebung statt, auf der Thorsten Heise und Christian Worch sprachen. Dabei spielte der Moscheebau lediglich eine Nebenrolle. Hauptsächlich wurde polemisiert gegen die Diäten und Rentenbezüge der Politiker, gegen Ausländer in Deutschland und deren nicht-christliche Religionen, thematisiert wurden Drogenkuriere und Geldwäsche, wurde die Arbeitslosigkeit aufgrund der Erweiterung der Europäischen Union um osteuropäische Billiglohnländer und wurde die Angst vor dem Rentenloch.

Nebenbei erfuhr ich, daß der gute Deutsche artig auf dem Behördenflur wartet, bis er aufgerufen wird, und daß er dabei brav die sogenannte "BILD-Zeitung" liest. Dabei hatte Christian Worch bei der Anreise zur Veranstaltung auf dem Armaturenbrett seines Kraftfahrzeugs ein Exemplar der alternativen Tageszeitung "taz" liegen.

Angesichts der markigen Stimme und betonten Redeweise, in der Kamerad Christian Worch seine Parolen über eine Lautsprecheranlage verbreitete, kamen mir spontan die bekannten historischen Worte "Und Sturm brich los!" sowie "Wollt Ihr den totalen Krieg?" in den Sinn. An die deutsche Vergangenheit erinnert hat mich auch die Polemik gegenüber Ausländern in bestimmten Berufsgruppen. So wurde behauptet, daß Türken sich in Deutschland nicht integrieren wollten und auch gar nicht müssten, weil es mittlerweile etliche türkisch sprechende Anwälte und Ärzte gäbe, und türkische Supermärkte flächendeckend vorhanden seien. Und über die geplante Moschee wurde gemutmaßt, hier würden radikale Moslems demnächst zum Kampf gegen die Ungläubigen, was die deutsche Bevölkerung von Dortmund-Hörde sei, aufrufen.

Auf meiner Webseite http://www.mein-dortmund.de/03-mar-2001.html berichte ich ausführlich von einer Demonstration rechter Gruppen im Jahr 2001. Diesmal habe ich es bei einer reinen Photodokumentation belassen. Insgesamt 56 Photos mit Bildern von der Demonstration, der Gegenkundgebung und weiteren Motiven, z.B. aus dem Bereich der Polizeipräsenz, habe ich hier zusammengestellt.

Diese 56 Aufnahmen können Sie weiter unten direkt ansehen oder im Format 1500×1000 Pixel auf eine CD-ROM brennen. Eine solche CD kann auf den meisten aktuellen DVD-Spielern direkt angesehen werden und sie kann (da das Seitenverhältnis der Bilder 2:3 beträgt) dazu verwendet werden, im Photolabor Abzüge im Format 10×15 cm erstellen zu lassen. Für das Brennen einer solchen CD-ROM können Sie hier ein CD-Image herunterladen. Alle Brennprogramme sollten mit dem Dateiformat "ISO" umgehen können. Speziell für das weit verbreitete Brennprogramm "Nero Burning ROM" ist das Imagefile mit der Dateiextension "NRG" vorgesehen:

Weitere 40 Bilder von einer ähnlichen Veranstaltung im September desselben Jahres (ebenfalls in Dortmund-Hörde) können Sie auf der Seite http://www.mein-dortmund.de/18-sep-2004.html ansehen und auf CD-ROM brennen.

Von der Gegendemonstration habe ich leider wieder mal recht wenig mitbekommen, unter anderen auch wegen des Regengusses mit Gewitter, das etwa gegen 14:30 Uhr einsetzte. So finden Sie unter meinen Aufnahmen z.B. kein Bild vom Auftritt unseres Oberbürgermeisters Dr. Gerhard Langemeyer. Die Anzahl der Photos spiegelt auch nicht das Größenverhältnis der Gruppen wieder, erst recht ist sie keine inhaltliche Wertung.

Die Dortmunder Zeitungen verfolgen die Strategie, rechtsradikale Gruppen und Personen durch Ignoranz in die Bedeutungslosigkeit abzudrängen. Tatsächlich aber haben rechte Organisationen in letzter Zeit starken Zulauf. Transparente wie "Antideutsche bekämpfen: Auf allen Ebenen, mit allen Mitteln" zeigen eine neue Härte im Auftreten der Deutschnationalen.

Aus diesem Grund darf meiner Ansicht nach niemand die Augen davor verschließen, was sich derzeit in unserer Gesellschaft und auf unseren Straßen tut. Und so sollte man sich durchaus auch mal die Reden anhören, die als Real-Media-Files in "Das Freie Forum" unter der Adresse http://www.freier-widerstand.net/forum/thread.php?threadid=1683&boardid=3 veröffentlicht wurden.

Nachfolgend finden Sie die bereits angesprochenen 56 Photoaufnahmen, sortiert nach verschiedenen Kategorien. Ein Mausklick auf ein Bild öffnet eine größere Ansicht des jeweiligen Photos in einem separaten Fenster (funktioniert natürlich auch ohne Javascript, funktioniert jedoch nicht bei Einsatz eines Popup-Blockers).
 

Einsatz der Polizei
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Transparente der Rechten
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Der Demonstrationszug
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Die Gegendemonstration
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Aufeinandertreffen der Gruppen
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Am Wegesrand...
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